Popper

Popper
Pọp|per 〈m. 3; 1980er Jahre〉 betont gepflegt u. modisch-teuer gekleideter u. frisierter, angepasster Jugendlicher [wohl in Anlehnung an Pop... <engl. teeny-bopper „Jugendlicher, der immer der neuesten Mode folgt“]

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1Pọp|per, der; -s, - [zu Pop (2)]:
(bes. in den 80er-Jahren des 20. Jh.s) Jugendlicher, der sich durch gepflegtes Äußeres u. modische Kleidung bewusst von einem Punker (2) abheben will.
2Pọp|per, der; -s, -s [engl. popper, eigtl. = Gewehr, zu: to pop = knallen] (Jargon):
Fläschchen, Hülse mit Poppers.

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I
Pọpper
 
der, Nebenfluss des Dunajec, Poprad.
II
Pọpper,
 
1) Josef, Pseudonym Lỵnkeus, österreichischer Ingenieur und Sozialreformer, * Kolin 21. 2. 1838, ✝ Wien 21. 12. 1921; zunächst Eisenbahnbeamter und Hauslehrer, widmete sich ab 1867 seinen technischen Erfindungen und der Schriftstellerei. Er formulierte als Erster den Gedanken der elektrischen Kraftübertragung (»Die physikalischen Grundsätze der elektrischen Kraftübertragung«, 1862, erschienen 1884), trat für soziale Reformen ein und versuchte nachzuweisen, dass der Staat eine »allgemeine Nährpflicht« habe.
 
 2) Sir (seit 1964) Karl R. (Raimund), britischer Philosoph und Wissenschaftstheoretiker österreichischer Herkunft, * Wien 28. 7. 1902, ✝ London 17. 9. 1994; ab 1922 Studium der Mathematik und Physik in Wien, dann Tischlerlehre. Popper war anschließend als Lehrer tätig, 1937-45 in Neuseeland, 1946 wurde er Professor für Logik und Wissenschaftstheorie an der London School of Economics, die unter seiner Leitung zu einem Zentrum der Wissenschaftstheorie von Weltgeltung wurde.
 
Popper gilt als Begründer des kritischen Rationalismus: Gegen zentrale Positionen des logischen Empirismus stellt er in »Logik der Forschung« (1935) gegenüber der induktionslogischen Grundlegung der Wissenschaft eine sich partiell an I. Kant anschließende, auf der Festsetzung methodologischer Regeln nach Zweckmäßigkeitserwägungen beruhende, deduktionslogische Theorie der Erfahrung, v. a. in der Auseinandersetzung mit dem Wiener Kreis. Die aus der ursprünglichen Fassung des empiristischen Sinnkriteriums abgeleitete Forderung, nur solche Sätze als wissenschaftlich legitim zuzulassen, die sich auf elementare Erfahrungssätze logisch zurückführen lassen, scheitert am Induktionsproblem. Da jeder Versuch, den Schluss von besonderen Sätzen auf allgemeine Sätze (mangels eines Induktionsprinzips) selbst noch durch Erfahrung zu rechtfertigen, in einen infiniten Regress führe, müssten die Naturgesetze als sinnlose Sätze betrachtet werden. Unter Verzicht auf die Entscheidbarkeit der Wahrheit empirischer Aussagen schlug Popper als Ausweg eine auf der Asymmetrie zwischen Verifizierbarkeit und Falsifizierbarkeit basierende deduktive Methodik vor. Danach soll ein allgemeiner Satz als falsifiziert aus dem System vorläufig bestätigter wissenschaftlicher Sätze gestrichen werden, wenn ihm ein Beobachtungssatz besonderer Art widerspricht. - Moralphilosophisch kritisiert Popper am Beispiel von Platon, G. W. F. Hegel und K. Marx den naturalistischen Determinismus des »Historizismus«. Die zukünftige gesellschaftliche Entwicklung sei nicht durch Gesetze erklärbar noch voraussagbar, da sie entscheidend durch den Umfang des nicht voraussagbaren wissenschaftlichen Wissens beeinflusst werde. Gesellschaftliche Veränderung ist für Popper die punktuelle Reform sozialer Missstände. - In seinem Werk »The open society and its enemies« (1945; deutsch »Die offene Gesellschaft und ihre Feinde«) kritisierte Popper unter dem Eindruck des Einmarschs der Nationalsozialisten in Österreich autoritäre Theorien der politischen Herrschaft, wie er sie u. a. bei Platon (»Politeia«) und bei Marx zu finden glaubte. Die Stellungnahme Poppers zugunsten liberaler Prinzipien führte zu heftiger Kritik durch die Studentenbewegung der 1960er-Jahre. - Das mit dem Neurophysiologen J. C. Eccles verfasste Buch »The self and its brain« (1977; deutsch »Das Ich und sein Gehirn«) enthält Anklänge an die evolutionäre Erkenntnistheorie (»Objective knowledge«, 1972; deutsch »Objektive Erkenntnis«) und betont erneut den hypothetischen Charakter der »objektiven Erkenntnis«. - Poppers kritischer Rationalismus blieb bis zum Aufkommen der Ideen T. S. Kuhns die dominierende Strömung in der westlichen Wissenschaftstheorie.
 
 
Weitere Werke: The poverty of historicism (1957; deutsch Das Elend des Historizismus); Conjectures and refutations (1963; deutsch Vermutungen und Widerlegungen, 2 Bände).
 
 
H. Oetjens: Sprache, Logik, Wirklichkeit: der Zusammenhang von Theorie u. Erfahrung in K. R. P.s Logik der Forschung (1975);
 E. Döring: K. R. P. Einf. in Leben u. Werk (1987);
 M. Geier: K. P. (9.-14. Tsd. 1994);
 L. Schäfer: K. R. P. (31996);
 
K. P.s krit. Rationalismus, hg. v. I. Pies u. M. Leschke (1999);
 H. Keuth: Die Philosophie K. P.s (2000);
 J. A. Alt: K. R. P. (32001);
 M. Morgenstern u. R. Zimmer: K. P. (2002).

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1Pọp|per, der; -s, - [zu ↑Pop (2)]: (bes. in den 80er-Jahren) Jugendlicher, der sich durch gepflegtes Äußeres u. modische Kleidung bewusst von einem ↑Punker (2) abheben will: Jede Gruppe hat ihre eigene Mode ... Sie scheiden sich nach P., Prolos, Rollers und Snobs (MM 4. 9. 79, 11); P. sind 13- bis 17-jährige Gymnasiasten mit einem „Klassenbewusstsein nach oben“, die sich ausgetüftelt schick anziehen und so tun, als seien sie jetzt schon am Ziel ihres Lebens (Welt 9. 8. 80, III).
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2Pọp|per, der; -s, -s [engl. popper, eigtl. = Gewehr, zu: to pop = knallen] (Jargon): Fläschchen, Hülse mit Poppers: Auf dem Nachttisch lagen ein alter P. und ein Taschenspiegel (White [Übers.], Staaten 40); In München sind die -s hauptsächlich in der Film-, Theater- und Mannequinszene verbreitet (Spiegel 49, 1977, 260).

Universal-Lexikon. 2012.

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